SCHWEINE
PRRS Kontrolle
Wichtige Kundeninformation zur Krankheit PRRS
Was ist PRRS?
Definition
Die Viruskrankheit PRRS ist gegenwärtig die verlustreichste Schweinekrankheit weltweit.
Es wird grundsätzlich zwischen 2 klinischen Symptomenkreisen unterschieden:
- Fruchtbarkeitsprobleme bei Zuchtsauen
- Atemwegsprobleme in allen Altersgruppen
Geschichte
Die Krankheit ist erstmals 1987 in den USA und 1992 in Europa aufgetreten. Dabei wurden 2 sehr unterschiedliche Virusstämme, der Genotyp 1 in Europa und der Genotyp 2 in den USA, als die Ursache für diese Krankheit isoliert. Beide Stämme zeigen aber ähnliche Krankheitssymptome. In Österreich wird nur der Genotyp 1 (EU-Stamm) gefunden.
Atiologie
PRRS-Viren, gehören zur Familie der Arteriviridae, die eine hohe genetische Variabilität besitzt. Diese hohe Tendenz ihr Genom zu verändern und weitere Virusspezies zu bilden liegt darin, dass Arteriviren zu RNA-Transkriptionsfehlern neigen. Weshalb nicht nur global, sondern sogar innerhalb einzelner Regionen oder einzelner Betriebe unterschiedliche Quasispezies mit unterschiedlicher Virulenz auftreten.
Übertragung
Das Virus kann sehr lange (bis 200 Tage) in einzelnen Tieren verbleiben und so leicht mit Carrier-Schweinen übertragen werden.
Hauptsächlich wird die Infektion mit Carrier-Schweinen in einen anderen Betrieb gebracht. Dabei reichen sehr niedrige Virusmengen (10 Virionen), die über Speichel, Harn, Kot, Milch und Samen ausgeschieden werden, für eine Neuinfektion aus. Saugferkel von virämischen Müttern stecken sich oft über die Milch an. Eine Übertragung mit der Luft ist sehr unwahrscheinlich.
Ältere Ferkel stellen oft die Infektionsquelle für jüngere dar, weshalb ein strikter unidirektionaler pig-flow zur Eindämmung der Krankheit notwendig ist.
Eber scheiden das Virus bis 100 Tage über den Samen aus und können so Sauen infizieren.
Der Mensch, Hund, Katze, Nager, Insekten und Vögel, sowie unbelebte Vektoren können das Virus mechanisch auf ihrer Oberfläche übertragen. Tiertransportfahrzeuge, die frischen Kot am Hof verlieren stellen ein Infektionsrisiko dar.
Sauschneider, Techniker oder andere betriebsfremde Personen, die Schweinekontakt haben dürfen nur nach Kleidungswechsel und Händedesinfektion Betriebe betreten.
Keinesfalls dürfen nicht desinfizierte, ungeschützte oder unsterile Geräte und Gegenstände zwischenbetrieblich eingesetzt werden.
Pathogenese
Das Virus wird oral aufgenommen und vermehrt sich in Lungenzellen. Nach 12-24 Stunden kann es im Blut bis zu mehreren Wochen nachgewiesen werden. In der Frühträchtigkeit kann die Einnistung gestört sein und Umrauscher sind die Folge. In der Mitte der Trächtigkeit treten keine klinischen Symptome auf. Nach dem 72. Trächtigkeitstag kann das Virus die Feten infizieren.
Klinik
Viele Betriebe machen eine Infektion durch ohne klinische Symptome zu zeigen, was einerseits auf die betriebsspezifischen Umstände (Fütterung, Haltung, Genetik) und andererseits auf die Virulenz des Virus zurückzuführen ist.
Eine Rolle spielt dabei auch, ob eine Herde endemisch infiziert oder naiv ist.
Zwei Formen prägen das klinische Bild:
- Fruchtbarkeitsform
In der Frühträchtigkeit sind Umrauscher und Nachrauscher das Hauptsymptom.
Zwischen dem 35. und 70. Trächtigkeitstag werden meist keine klinischen Symptome festgestellt.
Schwere Symptome mit Aborten und Frühgeburten treten in der Spätträchtigkeit auf. Da sich das Virus langsam in der Gebärmutter ausbreitet treten neben Mumien unterschiedlicher Größe, tote Ferkeln, lebensschwache Ferkeln und gesunde Ferkel zugleich in einem Wurf auf. Frühgeburten ab dem 110. Trächtigkeitstag sind häufig. Die Saugferkelverluste in den ersten 4 Tagen können 100% betragen.Häufig sind die Sauen nach dem Abort oder der Frühgeburt stark fiebrig (>40°C), mehrere Tage inappetent und ohne Milch. Die Geburten sind stark verzögert, einzelne tote Ferkel, Mumien und Nachgeburtsreste können tagelang verhalten werden. Gebärmutterinfektionen sind die Folge. Auf Behandlungen sprechen solche Sauen schlecht an. Auf Grund der Immunsuppression kann es bis zu 3 Wochen dauern, dass sich Antikörper bilden.
- Lungenform
Saugferkeln: | Niesen, Husten |
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Absetzferkeln: | Husten, starke Lungenentzündungen, Konjunktivitis (sek. Streptokokkenprobleme, PCV2, PDNS) |
Mastschweine: | Husten, Lungenentzündungen, Konjunktivitis, Kümmern (sek. PDNS) |
Jungsauen: | Husten, Dyspnoe (Cave: Husten der Jungsauen im Wartestall ist ein Verdachtsmoment) |
Zuchtsauen: | Husten, Aborte, Frühgeburten, Agalaktie, hgr. Saugferkeldurchfälle |
Alle diese Symptome treten mit hoher Morbiditätsrate (> 20%) auf und sprechen schlecht auf Therapien an.
Mortalitätsraten bis 10% in der Mast werden beobachtet.
Diagnose
Bei folgenden Symptomen empfehlen wir PRRS mit einer Laboruntersuchung auszuschließen:
Saugferkeln: | Niesen, hgr. Saugferkeldurchfall |
---|---|
Absetzferkeln: | Niesen, Husten, PCV2- Symptomatik, Streptokokkenmeningitis |
Mastschweine: | PDNS, Husten, Kümmern |
Jungsauen: | Husten |
Zuchtsauen: | Husten, Aborte, Frühgeburten, Agalaktie, hgr. Saugferkeldurchfälle |
Blutuntersuchungen und Gewebeuntersuchungen können sehr rasch zu einer sicheren Diagnose führen. Die Auswahl des richtigen Probenmaterials ist dabei entscheidend.
Therapie
Keine
Vorbeuge
- Betriebsspezifischer Maßnahmenplan zum Schutz vor Viruseintrag und Virusverbreitung
- Schutzimpfung der Sauen und der Saugferkel
Kontrolle einer PRRS Infektion
Voraussetzung für die Entscheidung welche Kontrollstrategie zur Minimierung der Verluste zu wählen ist, ist eine sorgfältige Diagnose. Dabei sind beim akuten Ausbruch Serumprofile aller Nutzungsgruppen eines Betriebes notwendig, um einen Überblick zu bekommen, welche Tiere bereits infiziert sind. Ein Virusnachweis, sowie eine Sequenzierung des Virus (Zuordnung zu bekannten Virusspezies) sollte jedenfalls durchgeführt werden.
Danach ist immer das Ziel einer PRRS Strategie festzulegen:
- Gesunder, negativer Betrieb: PRRS- Antikörpern nicht nachweisbar
- Gesunder, stabiler Betrieb: PRRS- Antikörpern nachweisbar; PRRS Feldvirus nicht nachweisbar
ad 1) Gesunder, negativer Betrieb
Möglichkeiten:
- Herdentausch
- Test and removal mit Herden roll-over, ohne Lebendimpfung
- Lebendimpfung mit Herden roll-over
Vorteile: Genetiklieferant: Verkauf negativer Jungsauen ist möglich
Nachteil: langdauernder Sanierungsprozess, Risiko einer Neuinfektion, teuer
ad 2) Gesunder, stabiler Betrieb
Möglichkeiten:
- Impfung der Sauen mit Lebendimpfstoff
- Impfung der Ferkel mit Lebendimpfstoff
Vorteile:
rasche Wiederherstellung der Herdenleistung, geringe Reinfektionsgefahr, stabile Mastferkel für die Mäster
Nachteile:
Ferkelerzeuger: keine
Genetiklieferant: nur Antikörper positive Tiere zum Verkauf
Es ist nicht entscheidend, ob eine Herde positiv oder negativ auf eine Krankheit ist, sondern nur ob die Tiere gesund sind!