SCHWEINE

Homöopathie

Similia similibus curentur-Ähnliches möge mit Ähnlichem geheilt werden

Homöopathie im Schweinestall

Homöopathische Mittel sind heute auch im Bereich der intensiven Schweinehaltung in aller Munde. Die Gründe liegen in der hervorragenden Wirksamkeit dieser Arzneien, in ihrer einfachen Anwendung an großen Tiergruppen ohne Verschleppungsrisiko innerhalb des Bestandes. Die Forderung der Verbraucher nach rückstandsfreien Lebensmitteln und das gesteigerte Bewusstsein der Bauern für eine tier- und umweltschonende Produktionsweise haben der homöopathischen Tiermedizin zum Durchbruch verholfen. So hat die Tierklinik St. Veit vor einigen Jahren eine eigene Abteilung für homöopathische Bestandsbetreuung beim Schwein eingerichtet.

„Denken wie ein Schwein!“

Die klassische Schulmedizin richtet sich gegen Erreger (z. B. Bakterien, Viren…) die  durch Medikamente behandelt werden. Ein wesentlicher Unterschied der Homöopathie zur klassischen Medizin liegt darin, dass es sich um eine Regulationsmedizin handelt, die den Organismus Gesamtheitlich erfasst und über die Stärkung der Lebenskraft des Tieres ihre Wirkung entfaltet. Mit dem Einsatz eines homöopathischen Arzneimittels aufgrund individueller Symptome soll der Körper zur Eigenregulation angeregt werden.

Eine genaue Diagnose und eine sehr gute Tierbeobachtung sowie das sichere Erkennen von Krankheitsanzeichen (Symptomen) sind die Voraussetzung zur Auswahl der richtigen Arzneien. Ein guter Tierarzt, aber auch ein im Stall erfolgreicher Tierhalter, muss sich in seine Tiere hineindenken können – „Denken wie ein Schwein!“ – um sie gut zu betreuen. Diese psychologischen Fähigkeiten sind entscheidende Erfolgskriterien (Besamungserfolg, Aufzuchtleistung,…) in der gesamten Arbeit mit Schweinen.

Unsere Erfahrungen der letzten Jahre zeigen uns klar die wichtigsten Anwendungsgebiete der Homöopathie in Schweinebeständen. Überall dort, wo wir es nicht mit akuten Krankheiten, ausgelöst durch primär pathogene Krankheitserreger, wie APP, Rotlauf, Streptokokken, Dysenterie im Mastbestand, etc. zu tun haben, lassen sich erfolgreich homöopathische Behandlungen durchführen.

Das heißt aber nicht, dass sich akute Infektionskrankheiten nicht mit Homöopathie behandeln lassen. Sondern bei akuten Krankheiten sollte der Tierarzt entscheiden, ob eine konventionelle Behandlung nicht sinnvoller ist.

Im Ferkelerzeugerbetrieb sind großartige Erfolge im Bereich der Sauenfruchtbarkeit, der MMA-Vorbeuge, und bei Saugferkelfrühdurchfällen zu erzielen. Ebenfalls gut bewährt hat sich die homöopathische Bestandsbehandlung in Zuchtsauenherden zur Verhinderung von Fieberschüben mit Appetitlosigkeit nach Schutzimpfungen, wie sie seit dem Einsatz neuerer Impfstoffe mit wirkungsunterstützenden Ölzusätzen auftreten können.

Im Mastbestand sind Kannibalismus, Brüllhusten, plötzlich auftretendes Fieber, ausgelöst durch Virusinfektionen, wie Influenza, PRRS, und alle Formen von Immunsupressionen , für deren Behandlung der Homöopathie aus vielen Gründen der Vorzug zu geben ist. Einen wichtigen Einsatzbereich stellt die Entgiftung der Tiere dar, die vor allem nach Verfütterung von mykotoxinhaltigen Futtermitteln oder nach langen Antibiotikabehandlungen notwendig ist.

Das homöopathische Mittel

Homöopathische Arzneimittel können unterschiedlichen Ursprungs sein – Pflanzen (Aconitum, Belladonna), Tiere (Tarantula, Apis), Mineralien (Silicea, Graphites), Metalle (Gold) oder physikalische Arzneien (X-Ray, Sol). Sie werden wie sonstige Arzneimittel nach gesetzlich geregelten Herstellungsvorschriften des Homöopathischen Arzneibuches (HAB) in Apotheken oder von der Pharmaindustrie hergestellt. Die Arzneimittel werden bei der Herstellung potenziert, d.h. jedem Verdünnungsschritt folgt eine Verschüttelung, womit eine Wirksamkeitssteigerung des Mittels erreicht wird. Erst damit wird der im Arzneimittel gespeicherte Informationsgehalt für den tierischen Organismus verfügbar und das Mittel wirksam.

Alle homöopathischen Arzneimittel, die bei Nutztieren eingesetzt werden, dürfen nur unter Vorlage eines tierärztlichen Rezeptes von Apotheken abgegeben werden. Der Tierarzt wählt in seiner Verschreibung jenes Mittel mit dem Arzneibild, das dem Krankheitsbild am ähnlichsten ist. In der Schweinemedizin bewähren sich sehr gut Kombinationen aus mehreren Mitteln, die aber nach den Symptomen genau ausgewählt werden müssen, damit sie sich nicht gegenseitig beeinflussen bzw. unterdrücken.

Wie verabreichen?

Homöopathische Arzneien werden in den Arzneiformen Globuli (Zuckerkügelchen, die mit einer Arzneimittellösung der sogenannten Dilution nur oberflächlich besprüht werden), Dilutionen (alkoholische Lösungen) und Triturationen (Pulver) hergestellt. Globuli haben bei der Behandlung von Schweinen den Nachteil, dass das Eingeben bei einer größeren Zahl erkrankter Tiere sehr umständlich, arbeitsintensiv und unsicher (nur geringe Menge vom homöopathischen Mittel auf den Globuli) ist. Der Einsatz von homöopathischen Pulvern scheitert meist am hohen Preis, da deren Herstellung sehr arbeits-und kostenintensiv ist.

Wenn homöopathische Arzneimittel an größere Tiergruppen zu verabreichen sind, raten wir deshalb aus praktischen und fachlichen Gründen zum Einsatz von Dilutionen. Diese können als Tropfen direkt auf die Schleimhäute verabreicht werden, über das Futter oder über das Trinkwasser. Marktübliche Trinkwassermedikatoren (Proportionaldosierer,) haben sich zur Verabreichung über das Trinkwasser als sehr gut geeignet erwiesen.

Auch das Versprühen homöopathischer Arzneimittel auf die Rüsselscheibe der Schweine stellt eine einfache Möglichkeit der Verabreichung dar. Homöopathische Lösungen sind so zu dosieren, dass die Information in den Organismus gelangt. Üblicherweise besteht die Gabe aus einigen Millilitern pro Tier bis zur Ausheilung. Solange Zeichen einer Besserung vorhanden sind, ist eine Nachbehandlung nicht notwendig.

In der Homöopathie ist es für den Therapieerfolg sehr wichtig, genau zu beobachten und zu reagieren.

Wann entscheidet man sich für Homöopathie?

Viele Schweinekrankheiten lassen sich mit der Homöopathie besser, rascher und billiger als mit der Schulmedizin behandeln. Aber es gibt auch Krankheiten bei denen die Schulmedizin der Homöopathie überlegen ist. Zu erwähnen sind dabei vor allem Schutzimpfungen gegen Infektionskrankheiten (Parvovirus, Influenza, Rotlauf, PRRS, Leptospirose, Mykoplasmen, Circo…) deren Unterlassung ein großer Fehler wäre und der Schweineproduktion einen großen wirtschaftlichen Schaden zufügen würde. Beide Methoden ergänzen sich gegenseitig in hervorragender Weise, und der Tierarzt hat nach Maßstäben der Zweckmäßigkeit im Einzelfall zwischen Schulmedizin und Homöopathie zu wählen. Jeder fanatische Richtungsstreit zwischen Schulmedizin und Homöopathie ist abzulehnen, da er den Patienten schadet. Berechtigung hat alles was „hilft“, auch wenn es mit unseren momentanen wissenschaftlichen Methoden noch nicht zur Gänze erklärt werden kann.

Die österreichische Rechtslage erlaubt es dem Tierarzt, homöopathische Arzneimittel in seiner Hausapotheke ab der Potenz D6 für von ihm betreute Nutztiere herzustellen. Damit ist eine kostengünstige Versorgung der Nutztierbestände mit diesen Mitteln möglich. Wartezeiten gibt es für erlaubte homöopathische Mitteln (ab D6) nicht, was sehr im Sinne der Lebensmittelsicherheit ist.

Die immer wieder und weltweit in Schweineherden auftretenden Streptokokken können sehr gut mit einem kaskadenartigen Behandlungsschema, beginnend bei der Zuchtsau über Ferkel bis zur Mast begegnet werden.

Neueste Erkenntnisse in der Schweinemedizin zeigen uns, dass Potenzen ab D30 bessere Wirkungen zeigen, ebenso wie Behandlungsschemata mit Hochpotenzen bis D1000 und Potenzakkorde.

So gut wie alle Lücken bei den Nutztierarzneimitteln, die durch gesetzliche Einsatzverbote einzelner Medikamente entstanden sind, können durch homöopathische Mitteln ersetzt werden. Alle arzneimittelrechtlichen Dokumentationspflichten gelten für herkömmliche und homöopathische Mittel für den Landwirt (Logbuch) und Tierarzt (Abgabeschein) in gleicher Weise.

Welche Erfahrungen Schweinehalter mit der Homöopathie gemacht haben, lesen Sie in den folgenden Reportagen: